Ob eine Lösung für Mobilgeräte gut ist, hängt von einigen wenigen Faktoren ab:
- Fokussierung: Der Anwendungsfall, für welchen die Applikation gemacht ist, muss messerscharf umrissen sein.
- Beschränkung: Die wichtigsten Abläufe sollen optimal unterstützt werden. Die 80-20 Regel ist hier das Mass aller Dinge (oft reicht sogar auch 70-30). All die komplizierten Spezialfälle, die nur selten gebraucht werden, werden nicht unterstützt.
- Nutzung der Gerätespezifika: Mobilgeräte haben Stärken, die eine App unbedingt nutzen muss. In erster Linie sind das die offensichtlichen Möglichkeiten der Nutzung von Geolocation, Kamera oder Mikrofon, sowie die Verknüpfung mit Kalender und Kontakten. Daneben ist es aber auch entscheidend, die Bedienung auf die Interaktion via Touchscreen auszurichten. Damit wird eine Applikation viel direkter, unmittelbarer und intuitiver spür- und benutzbar.
- Perfektionierung: Innerhalb diesea klar definierten Scopes muss die App dann perfektioniert werden. Das beginnt bei der Benutzerinteraktion, indem jeder überflüssige “Tap” eliminiert wird und geht bis zur grafischen Gestaltung, die für den Gesamteindruck entscheidend ist.
Soweit die Theorie. Nun möchte ich das am praktischen Beispiel aufzeigen.
Die Aufgabe heisst: Gestalte eine Fahrplan-Applikation für den öV auf dem Mobilgerät.
Lösung 1: Die mobile Website der SBB
Ich bin zwar in der Lage, für meinen Heimweg aus dem Geschäft bis zur gewünschten Haltestelle vor der Kita eine entsprechende Verbindung herauszufinden, aber es ist harzig. Ich muss auf der Tastatur tippen, bis ich den vollen Namen der entsprechenden Haltestelle eingetippt habe. Keine Vorschläge, keine Nutzung des eigenen Standorts. Das Resultat ist zwar ok, aber der Weg dahin ist unerfreulich.
Lösung 2: Die SBB-Mobilapplikation
Hier ist schon einmal ein Quantensprung spürbar gegenüber der mobilen Website. Es fühlt sich viel direkter und responsiver an und es gibt auch schon erste Schritte in die richtige Richtung: Ich kann den Standort direkt einbeziehen und der “Take Me Home”-Button ist nett. Aber auch hier tippe ich wieder, und wehe ich vergesse das Komma zwischen Ortschaft und Haltestelle. Dann wird die Zieldestination nicht gefunden. Ich habe zwar die Möglichkeit, im Verlauf alte Suchabfragen aufzuspüren oder sie in den Favoriten zu organisieren, aber übersichtlich ist beides nicht.
Kommen wir also nun zur
Lösung 3: Die Applikation Viadi
Und hier ist nun wirklich alles comme il faut. Die Applikation ist klar fokussiert: Es geht darum, eine begrenzte Anzahl von Abfragen, die ich immer wieder machen muss, so effizient wie möglich umzusetzen. Die Abfragen sind auf elegante Weise grafisch umgesetzt. Die Benutzung ist extrem intuitiv. Die Möglichkeiten von Location und Touchscreen werden konsequent genutzt. Und es ist offensichtlich, dass hier wirklich getüftelt wurde, um die Applikation und im Besonderen die Benutzung zu perfektionieren.
Ich benötige etwas Konfiguration, bevor ich die Applikation nutzen kann, aber die zu machen bin ich nur zu gerne bereit. Ich hinterlege meine Ziele in Form von Kacheln, die ich so gestalten kann, wie ich will: Grösse, Platzierung, Text, Bild – alles nach meinem Gusto. So werden also Arbeitsort, Wohnort, die relevantesten Ortschaften, Kita, Grosseltern etc. alles hinterlegt.
Nach dieser initialen Konfiguration bin ich bereit, um nun die Verbindungen abzufragen, indem ich einfach mit dem Finger einen Strich von der Start- zur Zielkachel ziehe. Und schon bekomme ich die Verbindungsvorschläge. Zeitaufwand: Sekundenbruchteile. Toll!
Und als Option habe ich sogar auch noch die Möglichkeit, beliebige Suchabfragen, welche über meine gespeicherten Kacheln hinausgehen, mit den gleichen Mitteln zu stellen, wie bei Lösung 2. Apropos Beschränkung: Mit den 4×4 Kacheln habe ich die Möglichkeit, maximal 16 x 15 = 240 verschiedene Verbindungen mit Fingerstrich abzufragen. Das ist eigentlich auch schon eine ganze Menge…
Der Punkt, in welchem ich noch Verbesserungspotential sehe, ist die Konfiguration der Kacheln. Hier wäre es schön, noch eine bessere Unterstützung für das Hinterlegen der Kacheln zu haben, z.B. mit indem direkt nach der Auswahl der Haltestelle Bilder aus der Umgebung via Google Places oder Beschriftungen von Restaurants, Institutionen, Firmen, etc. im nahen Umkreis vorgeschlagen zu bekommen. Das würde den Spass beim Hinzufügen von weiteren Start- und Zielpunkten noch erhöhen. Auch die Auswahl eines Kontaktes anstelle einer Haltestelle, wobei die App dann direkt die nächste Haltestelle ermittelt und das Foto des Kontaktes als Visualisierung verwendet, wäre elegant.
Über alles gesehen ist Viadi für mich wirklich das Werkzeug der Wahl, wenn es darum geht, die öV Verbindungen abzufragen, die ch ich in meinem Alltag brauche, und darüber hinaus ein exzellentes Beispiel, wie eine mobile Applikation realisiert werden sollte. Gratulation an die Hersteller. Und vielen Dank, Kai @warszas, für den tollen Tipp!
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